FAQ Karuna Training

Was bedeutet Karuna?

Karuna kommt aus dem Sanskrit (alt-indische Sprache) und ist ein zentraler Begriff der buddhistischen Geistesschulung und Ethik und bedeutet Mitgefühl (nicht Mitleid).

Für wen ist Karuna Training geeignet?

Karuna Training ist für eine Zielgruppe konzipiert, die Kommunikation und Interaktion mit anderen Menschen speziell in ihren Arbeitszusammenhängen verbessern möchte. Für Menschen, die in ihrer Tätigkeit mit intensiven Gruppenprozessen und/oder in der direkten Einzel-Beziehung arbeiten, bei denen starke emotionale Muster eine Rolle spielen, hat sich Karuna Training als äußerst bereichernd erwiesen. Die Mischung der Gruppen aus verschiedenen Richtungen hat sich als sehr bereichernd im gemeinsamen Austausch gezeigt. Angesprochen sind primär Menschen im therapeutischen und sozialen Arbeitsumfeld wie Psycholog*innen, Therapeut*innen, Ärzt*innen, Sozialpädagog*innen, Coaches, Lehrer*innen, Führungskräfte und Personalentwickler*innen u.ä. Grundsätzlich ist jede/r willkommen mit Interesse an der eigenen persönlichen Weiterentwicklung und mit Offenheit für neue Sichtweisen und Methoden.

Wie oft startet ein Karuna Basistraining?

Im Allgemeinen starten die Zyklen im 1 bis 2-Jahresrhythmus.

Gibt es Infoveranstaltungen zu Karuna Training?

Die Kompaktseminare „Grundlagen kontemplative Psychologie“ finden regelmässig in verschiedenen Städten in Deutschland, der Schweiz und Österreich statt. Sie bieten in sich bereits eine Fortbildung und geben einen gründlichen Einblick für die, die sich für die Weiterbildung Karuna Training interessieren. Zu den Terminen. Alternativ vermitteln wir gern ein unverbindliches Beratungsgespräch mit einem Mitglied unserer Fakultät. Kontakt.

Wie kann eine achtsamkeitsbasierte Herangehensweise den Therapeuten befähigen, wirksamere Therapien zu gestalten?

Kontinuierliche Achtsamkeitsübungen können PsychotherapeutInnen eher befähigen, effektivere, wirksamere Therapien zu halten, weil sie offener für ihre Klient*in präsent sein, dasein, mitfühlen, angstfreier geschehen und wachsen lassen können.

Alle neuesten Studien zur Achtsamkeit zeigen, dass die Fähigkeit einer TherapeutIn, ganz im gegenwärtigen Augenblick zu verweilen und da zu sein, präsent zu sein für das, was sich auf Seiten der KlientIn, und auch im eigenen Erleben darstellt, eine zentrale Fähigkeit ist, die Heilung ermöglicht bzw. in sich selbst schon ein heilendes Element ist. Mehrere Studien belegen inzwischen, dass die Therapien von TherapeutInnen, die in Achtsamkeit und meditativen Methoden geschult sind, einen auf zahlreichen Dimensionen größeren Erfolg haben als die von nicht geschulten TherapeutInnen. (Grepmair,L. Nickel, M. Wien 2007; Grepmair, L. Nickel, M. in: Psychotherapy and  Psychosomatics, 2007.) Diese Studie dürfte ausreichend Anstoß geben, Achtsamkeitsschulung als Intervention zu sehen, die diejenigen Fähigkeiten trainiert, die von TherapeutInnen aller Richtungen und aller Disziplinen erwartet werden: Aufmerksamkeit im gegenwärtigen Moment und die Fähigkeit, das, was wahrgenommen wird, ohne Bewertungen und ohne Urteile gelten zu lassen. (nach Prof. Dr. Dr. Walach, 2008).

In der Schulung der Achtsamkeit, die bei Karuna Training vorgestellt wird, trainiert man die Fähigkeit, achtsam zu sein, wie folgt: Zum einen versuchen wir, durch reines Beobachten eine Distanz und Nicht-Identifikation mit unseren Erfahrungen von Gedanken, Körperreaktionen und emotionalen Schwankungen und Geschehnissen herzustellen; zum anderen trainieren wir durch tiefes und differenziertes Spüren, mit unserer und der Erfahrung eines Anderen im Kontakt zu bleiben.

Man trainiert, seine eigene, innere Welt wahrzunehmen und sein zu lassen wie sie ist, sie nicht verändern zu wollen: man trainiert sich in „radikaler Akzeptanz“ (Linehan,M. 1996). Indem TherapeutInnen sich darin „am eigenen Leib“ üben, lernen sie natürlich auch, mit anderen Menschen, diese Art von Gelassenheit und offener und vorurteilsfreier Sichtweise einzunehmen. Kurz gesagt, sie trainieren sich darin, den anderen Menschen so wahrzunehmen und anzunehmen, wie er ist. Darin liegt ein zentrales heilendes Agens: die therapeutische Beziehung wird verbessert, (Aitken, 2006) und eine „unterstützende therapeutische Beziehung ist die größte Hilfe für Klientinnen (Moore, M. Shumway, M. 2008), wie eine Studie mit 247 KlientInnen zeigte. KlientInnen fühlen sich eher gehört, gesehen und verstanden, was in sich selbst schon therapeutischen Effekt hat. Die Schulung der Achtsamkeit hilft den TherapeutInnen sich besser einzulassen, weniger Angst vor den „Untiefen“ einer Klientin zu erleben, da sie alles zulassen, ihr Herz weiten und vorurteilsfreier zuhören können.

Auf der Grundlage eines solchen Trainings haben TherapeutInnen gelernt, ihre eigenen Gefühle, Gedanken und Impulse zunächst hintenan zu stellen, können so tiefer und nicht wertend zuhören und so besser für die andere Person „da sein“.

So können TherapeutInnen mehr Mitgefühl und Empathie entwickeln, was wiederum den KlientInnen zu Gute kommt. (Mc Knight, 2010/2012). TherapeutInnen lernen, das Leiden des Gegenübers vollständig zu fühlen, sich nicht davon abzugrenzen, sondern es zuzulassen. In der  Schulung der Achtsamkeit wird „Berühren und Loslassen“ geübt, man schaut sich alle aufkommenden Gefühle liebevoll an, berührt sie ausnahmslos mit freundlicher Wertschätzung, aber kehrt dann stets mit der Aufmerksamkeit zur Gegenwart zurück, lässt sie also auch wieder los. Dadurch trainiert eine Helferin, den Schmerz eines Gegenübers zu berühren und wieder loszulassen. Die Angst, das Leid des Anderen mitzufühlen, nimmt ab. Diese Fähigkeit zum Mitfühlen trägt natürlich zu einer besseren therapeutischen Beziehung und Heilung bei. (Saleebey D. 2006)

Im Karuna Training findet eine differenzierte Einführung in Mitgefühl statt und wie sich diese in Phänomenen von Austausch, emotionaler Ansteckung, Resonanz und Empathie zeigt. (siehe auch Tania Singer, Max Planck Institut Leipzig, 2013)

Es werden kontemplative Methoden der achtsamen therapeutischen Begegnung – der „Mitfühlende Austausch“ und die „Körper-Sprache-Geist Supervisionspraxis“ – eingeführt und in Kleingruppen mit Feedback geübt. In diesen auf Austausch und Mitgefühl basierenden Methoden bieten wir uns sozusagen wie ein „trainiertes Gefäß“ für den Anderen an, und bieten somit unsere authentische Menschlichkeit an. Es ist erhellend zu üben, sich im Kontakt mit anderen zu öffnen und sich ohne Bewertungen einem Menschen ganz zur Verfügung zu stellen und darüber hinaus stärkt dies auch das Vertrauen in die Kraft und Dimension des eigenen Mitgefühls.

Die Fähigkeit wächst, therapeutische Beziehungen als einen wechselseitigen Prozess des Gebens und Nehmens verstehen zu lernen. Wir sprechen auch von „gegenseitigem Heilen“, was heisst, dass beide Beteiligten verändert und bereichert – nicht ausgelaugt und erschöpft – aus einer solchen Begegnung hervorgehen können. „Gegenseitiges Heilen“ heisst auch, Selbstmitgefühl, sowie untrennbar damit verbunden Mitgefühl zu kultivieren.

Wie kann Achtsamkeit die Burn-Out Prophylaxe von Menschen in therapeutischen Berufen unterstützen?

In letzter Zeit haben sich zahlreiche Disziplinen aus dem Therapie – und Gesundheitssektor verstärkt der Praxis der Achtsamkeit als Mittel zur Selbstfürsorge  (Hicks, 2008)  zugewandt. „Selbstmitgefühl“ wird in neuester wissenschaftlicher Forschung als wesentliche Voraussetzung für hilfreiches therapeutisches Arbeiten angesehen. (Der achtsame Weg zur Selbstliebe; Germer 2012; Selbstmitgefühl, Kristin Neff, 2012) Es scheint eindeutig, dass die Fähigkeit, achtsam zu sein, eine Burn Out Prophylaxe für Heilberufler darstellt. Ein wesentlicher Grund für Burn Out und Stress in der Arbeit mit Anderen liegt in dem Versuch, das Leiden der KlientIn von sich fern zu halten und nicht (mit) zu fühlen, aus Angst, von dem Schmerz überrollt zu werden, überfordert zu sein, sich hilflos zu fühlen und nichts tun zu können. Dabei ist die mitfühlende, achtsame Gegenwart allein oft schon so heilend, dass darauf aufbauende therapeutische Interventionen gut greifen können. Das Vertrauen darin will geübt werden.

Darüber hinaus lernen TherapeutInnen durch die Schulung der Achtsamkeit und die achtsame Wahrnehmung ihrer Körperreaktionen auch, besser für sich zu sorgen und sich selbst und ihrem Körper liebevoll zu begegnen. So wird in Studien belegt, dass achtsamkeitsbasierte Stressreduktionsprogramme für Professionelle dazu beitragen, dass deren Depressionen abnehmen, psychologische Belastung sinkt, Selbstfürsorgefähigkeit steigt, und die Zufriedenheit mit ihrer Arbeit wächst. (Shapiro, S. Astin, J. Bishop, S. Cordova, M. 2005).

Zur Burn Out Prophylaxe gehört nachweislich auch eine hohe Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Der Artikel „The mindful Team – Achtsamkeit als identitätsbildender Faktor im Behandlungsteam einer Psychotherapiestation“ von Christoph Fuhrhans (DGVT 2/2013) belegt eindrucksvoll, wie das gesamte Behandlungsteam Achtsamkeit übt, und so mit krisenhaften Situationen im Team und eigenem Stress besser umgehen kann. Eine übergreifende Achtsamkeitsatmosphäre bildet sich und kommt natürlich letztlich auch den PatientInnen zu Gute.

Machen achtsamkeitsbasierte Methoden eine Therapie effektiver?

Achtsamkeitsbasierte Interventionen sind sehr vielversprechend und die unteschiedlichsten Fachleute sprechen inzwischen von einer „Dritten Welle in der Verhaltenstherapie“. (Bach, Hayes 2002; Kabat Zinn 1990), Ma & Teasdale 2004). Es gibt inzwischen zahlreiche Belege und wissenschaftliche Erkenntnisse, die dafür sprechen (Singer,W. Ricard, M. 2008).

Zur Zeit existieren mindestens 240 achtsamkeitsbasierte Interventionen (Moore, M., 2009), die spezifische Gesundheitsthemen ansprechen, wie Depressionen, Esstörungen, ADHS, Suizidalität, Stress oder chronische Schmerzen. Beispielsweise die Achtsamkeitsbasierte Kognititve Therapie der Depression oder Zwangsstörungen, klinische Programme, die nachgewiesener Maßen die Erholung nach einer Depression unterstützen und Rückfälle verhindern (Segal, Teasdale & Williams 2008), bzw. Zwangsstörungen reduzieren (MBCT bei Zwangsstörungen, Katrin Külz, Elisabeth Hertenstein et. Al. DGVT 2/2013), oder das inzwischen weit verbreitete MBSR – Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion nach Kabat Zinn (Kabat Zinn, Lipworth, Burney, Sellers, 1987), welches Menschen nachgewiesener Maßen hilft, chronischen körperlichen Schmerz und Stress zu reduzieren; Stress Management nach Shapiro, Schwartz und Bonner (1998). So zeigen auch neueste Forschungsergebnisse mit 50 ADHS PatientInnen an der Universität Bochum (Edel, M., 2009), dass Achtsamkeit bei der Reduktion von ADHS enorme Wirkungen zeitigt, weil die Betroffenen lernen, sich achtsam auf den Augenblick zu konzentrieren, sich voll und ganz wahrzunehmen, innezuhalten und auch evtl. zu akzeptieren, bevor sie zu Veränderungen übergehen (Dialektik zwischen Akzeptanz und Veränderung).