Zeit-Interview zu Empathie: „Wir müssen mehr fühlen“

Die Zeit Nr. 23, Mai 2013 »Wir müssen mehr fühlen«

Die Neurowissenschaftlerin Tania Singer plädiert für eine neue Balance zwischen Konsum und Sich Kümmern – und für Meditation statt Machtspiel.

Die Professorin, Jahrgang 1969, ist eine weltweit anerkannte Expertin für soziale Regungen wie Empathie. Sie studierte Psychologie in Deutschland, bevor sie in London das Handwerk der Hirnforschung lernte und später in Zürich mit dem Ökonomen Ernst Fehr gemeinsam das wirtschaftliche Entscheidungsverhalten erforschte. 2010 kam sie nach Leipzig mit gleichzeitiger Honorarprofessur an der Berliner Humboldt-Universität.

Die Forscherin sagt u.a.: “Wir haben in Experimenten gezeigt, dass man tatsächlich die Motivation fürs Miteinander stärken kann. Dabei ändern sich Reaktionsweisen, Stress wird reduziert, zum Beispiel unter dem Druck des Wettbewerbs. Sie können aber auch lernen, Ihr Herz zu öffnen. Das ist für Ökonomen, so denke ich, eine besonders schwer zu schluckende Pille: Man kann so etwas wie Dankbarkeit, Liebesfähigkeit und soziale Motivation schulen, und die Menschen richten sich dann eher danach aus als an Macht und Gewinn. Letztere sind natürlich auch wichtig, es kommt nur auf die Balance an. Und die kann man ändern, auch in einem Wirtschaftssystem, das ja eigentlich ein System für Menschen von Menschen ist.”

Die Frage ist, ob man das Mitgefühl bewusst stärken kann, indem man regelmäßig meditiert. Tatsächlich lässt sich bei  Erwachsenen Mitgefühl trainieren, was mit einer Steigerung des Wohlbefindens und Verhaltens im Sinne anderer einhergeht. Genauso wie Sie zum Fitnesstraining gehen und Muskeln trainieren können, so können Sie auch das Gehirn trainieren. Da reichen zehn Minuten Meditation am Tag und einmal die Woche ein Trainer im Gruppentreffen, und nach wenigen Wochen sieht man bereits Veränderungen im Hirnscanner.”

 

Zum ganzen Artikel in „Die Zeit“.